02 Aug Wenn das Schicksal „reinhaut“
Es ist so fern. Es betrifft nur die anderen. Und plötzlich hat es „reingehauen“, einfach so.
Einfach so
Einfach so.
Plötzlich. Nicht gewollt. Nicht gewünscht.
Es bringt Schock.
Es bringt Schmerzen.
Es bringt Wut.
Es bringt Tränen.
Es bringt Zweifeln, verzweifeln.
Es bringt die Stille.
Und dann ist erst einmal nichts.
Nichts ist mehr, wie es vorher war.
Oder vielleicht doch?
Inne halten.
In sich hinein spüren.
Halt suchen. Wo finden?
Neufindung.
Hoffnung schöpfen und glauben.
Da ist etwas, das die Hand reicht.
Stille.
Claudia Mächtle, Juli 2021
Perspektivwechsel
Das Leben hält seine Herausforderungen bereit. Jeder bekommt die seinen. Sie sind anders. Sie unterscheiden sich voneinander. Dennoch hat jeder Mensch gut zu tun, mit den, ihm eigenen Aufgaben des Lebens zurecht zu kommen. Da gibt es kein vergleichen, denn zu vergleichen gibt es nichts.
Das Gedicht Stufen kann vielleicht helfen, aus einer anderen Perspektive den Schicksalsschlag zu begreifen. Es gibt auch kein Schema F, das ich hier vorstellen oder anbieten kann. Ich möchte die Betrachtung auf eine andere Ebene heben. Sicherlich ist es sehr hilfreich ein Netzwerk an guten Freunden zu haben, die da sind. Das tut gut und gibt ein Stückweit Halt.
Hermann Hesse schrieb sein Gedicht „Stufen“ nach langer Krankheit. In diesem Gedicht beschreibt Hermann Hesse das Leben als einen fortwährenden Prozess. Auf jeden Lebensabschnitt (Raum, Stufe) folgt ein neuer Lebensabschnitt.
Stufen
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden…
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
(4. Mai 1941)
Hermann Hesse
Jede Lebensstufe ist zeitlich begrenzt und blüht zu ihrer jeweiligen Zeit. Der Mensch soll sich bei jedem Ruf des Lebens mit Tapfer- und Heiterkeit und ohne Trauer von seinem alten Lebensstadium verabschieden und einen Neubeginn wagen. Er soll nicht festhalten an alten Lebensstufen. Der „Weltgeist“ keine Einengung ist, sondern eine Ausweitung von Stufe für Stufe vorsieht. Hat man auf einer Stufe eine Heimat gefunden, so droht man in eine Erschlaffung und Lähmung zu geraten. Dieser Stufenprozess ist nicht zwangsläufig schon mit dem Tod abgeschlossen, da das Leben fortwährend ruft. Somit soll der Mensch den Tod als Genesung betrachten, denn letztlich ist auch er nur der Abschied von einer Lebensstufe.
https://de.wikipedia.org/wiki/Stufen
Mögen Ihnen diese Zeilen Anregung geben, das eigene Schicksal von einer anderen Ebene aus zu betrachten.
Ihre Claudia Mächtle